Immer wieder werden ich um Rat gefragt, wenn es darum geht, einen guten Ton für Videos, einen Livestream oder auch in Videokonferenzen zu bekommen.
Die erste Antwort ist dabei, sinnvolle Mikrofone zu verwenden – und der aufmerksame Besucher dieses Blogs wird vermutlich auch schon eine Antwort darauf gefunden haben.
Etwas komplizierter wird es, wenn man verschiedene Systeme verbinden will. Z.B. eine Kamera mit einem Audiorekorder, oder den Ton aus der Beschallungsanlage als Input für den Livestream oder ein Videokonferenzsystem.
Denn während in der reinen Audio-Domäne die Verbindungen eigentlich selbsterklärend sind – ein Mikrofon hat i.d.R. einen XLR-Ausgang, den man mit einem Mikrofonkabel an den XLR-Eingang des Mischpults anschließt – so ist bei Videokameras, Bildmischern, aber vor allem bei rechnergestützten Systemen häufig nicht klar, wie der Ton eingespeist werden kann.
Ein Audioprofi zückt dann seinen Adapterkoffer, findet hoffentlich passendes Material und verbindet Ausgang mit Eingang – fertig. Ich kann längst nicht mehr zählen, wie oft ich in meinem Leben schon für skurile Adapterkombinationen schief angeschaut wurde – und auch nicht mehr, wie oft ich über Nacht oder ein einer Pause ein paar Stecker, Kabel und den Lötkolben in die Hand genommen habe, um die passende Adaptierung zu basteln.
Da das nicht jeder kann oder möchte, habe ich bei Musikhaus Thomann eine kleine Liste mit den wichtigsten Kabel und Adaptern* zusammengestellt.
In der Video-Welt werden sehr gerne 3,5mm Klinke-Stecker verwendet, die mit den Line-Ausgängen des Mischpults verbunden werden müssen. In den meisten Fällen sind das Stereo-Eingänge, sprich auf den drei Polen des Klinken-Steckers liegen kombiniert linkes und rechtes Signal, weshalb man ein Y-Kabel benötigt, denn Mischpult-Ausgänge sind fast immer Mono.
Wichtig: diese Verbindungen sind sog. ‚unsymmetrische‘ Kabel, und sollten so kurz wie möglich ausfallen, um Störgeräusche durch Einstreuungen zu vermeiden.
Bei längeren Kabelwegen empfiehlt es sich, eine DI-Box zwischenzuschalten. Die galvanische Trennung hilft, Brummschleifen zu vermeiden, und hält die Verbindung vom Mischpult bis zur DI-Box ‚symmetrisch‚. DI-Boxen sind eigentlich dazu konstruiert, Instrumente wie Keyboards oder Gitarren an ein professionelles Mischpult anzuschließen. In unserem Fall wird die Box zweckentfremdet und verkehrt herum eingebaut – man verbindet also den Ausgang des Mischpults mit dem ‚Ausgang‘ der DI-Box, und den ‚Eingang‘ der Box mit dem Eingang des Computers oder der Kamera. Wichtig: das funktioniert nur mit sog. ‚passiven‘ DI-Boxen, die im Grunde nur aus einem Übertrager bestehen, ohne aktive Elektronik, z.B. die Palmer PAN 01*.
Die lange Kabelstrecke ist dann zwischen Mischpult und DI-Box, und wird mit Standard Mikrofonkabeln + Adapter realisiert. Und zwischen DI-Boxen und Kamera ein kurzes Y-Adapterkabel, z.B. von 2x 6,3mm Klinke auf 3,5mm Klinke. Man benötigt übrigens 2 Boxen für Stereo, oder eine Stereoversion wie die Palmer PLI 04*.
Noch ein Hinweis zu den Bildmischern der ATEM Mini-Serie*:
hier befinden sich zwei Audioeingänge auf der Rückseite, die mit Mic1 und Mic2 beschriftet sind.
Standardmäßig lassen sich daran Kameramikrofone anschließen.
in der Kontroll-Software ist es aber möglich, diese umzuschalten auf Line-Input, das ist etwas versteckt, aber danach kann man wie oben beschrieben mit den passenden Adaptern Stereo-Line-Signale von einem Mischpult einspeisen.